Pferde sind Fluchttiere und reagieren instinktiv auf Veränderungen in ihrer Umgebung. Vielleicht hast Du schon erlebt, wie Dein Pferd beim Reiten nervös wird – sei es durch andere Pferde, wechselhaftes Wetter oder ungewohnte Umgebungen. Oft ist Dein erster Impuls, die Zügel anzunehmen und Dein Pferd zu bremsen/verlangsamen, um es zu beruhigen. Doch genau diese Reaktion kann die Aufregung noch verstärken, weil Dein Pferd als Fluchttier einfach nicht weiss, wohin mit seiner überschüssigen Energie. Evidenzbasierte Trainingsmethoden zeigen, dass es oft viel effektiver ist, diese Energie gezielt umzulenken.
Nervosität beim Ausreiten
Stell Dir vor, Du bist im Gelände unterwegs und Dein Pferd zeigt erste Anzeichen von Nervosität. Was tust Du in dieser Situation? Oft erlebe ich Reiter, die dann entweder die Zügel aufnehmen, um das Pferd zu verlangsamen/kontrollieren und sie versuchen, es mit ihrer Stimme zu „beruhigen“. Doch häufig führt diese Reaktion dazu, dass sich Dein Pferd noch weiter aufregt – es tänzelt, steigt eventuell sogar, liegt auf das Gebiss und schlägt mit dem Kopf. So entsteht ein Teufelskreis, denn das Pferd weiss einfach nicht, wohin mit seiner überschüssigen Energie.
Manche Reiter steigen in solchen Momenten auch ab und versuchen, das Pferd vom Boden aus zu beruhigen. Wenn Dein Pferd ruhiger wird, sobald Du absteigst, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass Deine eigene Anspannung einen Teil der Aufregung verursacht. In diesem Fall ist eine Selbstreflexion noch wichtiger.
Was kannst Du tun?
Lenke stattdessen die Energie Deines Pferdes gezielt um. Reite bewusst Seitengänge, Wendungen und Übergänge, damit sich die überschüssige Energie abbauen kann. Frage Dein Pferd immer wieder – sprich im übertragenen Sinne – ob es langsamer gehen kann. Wenn es weiterhin nervös und aufgeregt reagiert, wechsle erneut zu Seitengängen. Achte darauf, dass die Beine Deines Pferdes immer in Bewegung bleiben, anhalten führt zu erneuter Anstauung von Energie.
Ruhiges Aufsteigen
Achte Dich mal beim Aufsteigen, ob Du die Zügel annimmst, um sofort Kontrolle zu haben, damit Dein Pferd nicht einfach los marschiert? Oder Du hast es soweit trainiert, dass es beim Aufstehen stehenbleibt, weil es dann von Dir ein Leckerli kriegt? Ich lasse die Zügel immer lang, denn so kann ich direkt die aktuelle Stimmung meines Pferdes wahrnehmen.
Und jetzt?
Wenn mein Pferd weggehen sollte, bewege ich es gezielt – mit Hinterhand- und Vorhandwendungen – um es dann wieder in die Position zum Aufsteigen zu bringen. Kann es nicht von sich aus stillstehen, so bewege ich es so lange, bis es von sich aus nach Ruhe „fragt“. Bleibt es beim Aufsteigen am langen Zügel stehen, nehme ich mir Moment Zeit, bevor ich es antreten lasse. So kann ich die bestehende überschüssige Energie bereits vor dem Aufsteigen umlenken.
Auch die Fütterung kann Ursache für zu viel Energie sein
Ein oft unterschätzter Faktor für überschüssige Energie ist die Fütterung. Übermässige oder zu energiereiche Futteranteile können dazu führen, dass Dein Pferd mehr Energie hat, als es auf natürliche Weise abbauen kann. Achte also darauf, die Fütterung so abzustimmen, dass sie den Bedürfnissen Deines Pferdes entspricht. Eine ausgewogene Ernährung unterstützt nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern wirkt sich auch positiv auf das Temperament und die Gelassenheit aus. Ein kleines Beispiel: Wenn man einem Kleinkind drei Schokoriegel zum naschen gibt, kann es anschliessend zwei Stunden in der Kirche still sitzen und einem Gottesdienst zuhören?
Fazit: Energie positiv umlenken
Zitat von Martin Black: „There is no horse with too much energy.“ Ein Pferd mit vermeintlich zu viel Energie – oft nur ein Symptom für die innere Unruhe Deines Pferdes – benötigt die Möglichkeit, diese Energie gezielt abzubauen. Ob durch bewusste Übungen wie Seitengänge, Wendungen oder durch eine angepasste Fütterung, die Deinem Pferd nicht zu viel „Aufputschmittel“ liefert – Du schaffst die Basis für mehr Balance und Harmonie im Sattel.
Entdecke, wie Du mit diesem ganzheitlichen Ansatz nicht nur das Verhalten Deines Pferdes verbessern, sondern auch Deine eigene Rolle im Zusammenspiel reflektieren kannst. Deine bewusste Art der Energieumlenkung kann der Schlüssel zu einem entspannteren und harmonischeren Miteinander zwischen Dir und Deinem Pferd sein.
Du möchtest auch wieder entspannt ausreiten können?
Es liegt an dir, Verantwortung zu übernehmen und positive Veränderungen anzuregen. Wenn du beim Ausreiten auf Probleme stösst, unterstütze ich dich gerne – gemeinsam sorgen wir dafür, dass dein Pferd Vertrauen fasst, Sicherheit spürt und mit Dir entspannt den Ausritt geniessen kann.
Mach den ersten Schritt – ich bin hier, um Dich zu unterstützen.